BfHo und Piraten besuchten Warenkorb-Tafelladen in Boele

Warenkorb-Mitarbeiterin Michaela Engelhardt und Caritas-Fachbereichsleiterin Tatjana Flatt mit Denis Quadt, Frank Schmidt und Christian Specht von der Ratsgruppe Bürger für Hohenlimburg/Piraten Hagen

Warenkorb-Mitarbeiterin Michaela Engelhardt und Caritas-Fachbereichsleiterin Tatjana Flatt mit Denis Quadt, Frank Schmidt und Christian Specht von der Ratsgruppe Bürger für Hohenlimburg/Piraten Hagen

In nur drei Jahren hat sich die Zahl derer, die in den beiden Hagener Tafelläden „Warenkorb“ einkaufen, nahezu verdoppelt – waren es 2012 noch 3.600 Menschen, sind es nun an die 7.000. Die Anwärterliste wurde vom Betreiber „Caritas“ längst geschlossen. Über ein Jahr hatten neue Interessenten zuletzt auf grünes Licht warten müssen, um kurz vor dem Verfallsdatum stehende Lebensmittel und andere Produkte des täglichen Bedarfs zum kleinen Preis erwerben zu dürfen, nachdem sie ihre soziale Bedürftigkeit nachgewiesen hatten.

„Die Not in Hagen ist dramatisch gewachsen“, hat Ratsherr Frank Schmidt von der Ratsgruppe Bürger für Hohenlimburg/Piraten Hagen aus den Antworten geschlossen, die er im Frühjahr im Stadtrat auf eine gemeinsame Anfrage mit seinem Kollegen Thorsten Kiszkenow erhielt. Die beiden Kommunalpolitiker sind sich darin einig, dass sich an diesem Zustand dringend etwas ändern muss, da es um die Grundversorgung von Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, gehe.

Denis Quadt, sozialpolitischer Experte der Gruppe, hatte deshalb einen Besuch beim Warenkorb in Boele organisiert, wo Quadt, Christian Specht und Frank Schmidt hinter die Kulissen blicken durften. Tatjana Flatt, Leiterin des Fachbereichs Soziale Dienste bei der Caritas, und Warenkorb-Mitarbeiterin Michaela Engelhardt empfingen das Politiker-Trio nach Ladenschluss und fütterten die Besucher mit weiteren Informationen. „Rund 60 ehrenamtliche Kräfte sorgen dafür, dass die beiden Läden laufen. Wir arbeiten mit etwa 80 Bäckereien, Lebensmittelmärkten und Discountern zusammen, die uns Ware zur Verfügung stellen“, berichtete Tatjana Flatt: „Wenn die Öffnungszeiten enden, sind unsere Regale leer.“. Michaela Engelhardt führte den Gästen vor Augen, dass von den Ehrenamtlern weit mehr geleistet werden muss als das Abholen und Verkaufen der Ware. „Die Sachen müssen zum Teil gesäubert werden, manches eignet sich auch nicht mehr zum Verkauf und wird aussortiert“, so die tatkräftige Mitarbeiterin. Dazu gilt es, den Kundenstrom in geordnete Bahnen zu lenken. Mittlerweile ist man dazu übergegangen, jeweils Fünfergruppen ins Ladenlokal einzulassen und mit den Kunden Uhrzeiten zu vereinbaren, an denen sie einkaufen können. Das verkürzt die Wartezeiten und verhindert zusätzlichen Frust – ohnehin sind die Nerven bei manchen Kunden angespannt, die ihre Existenzgrundlagen hier zu sichern versuchen.

Geöffnet hat der Warenkorb am Boeler Kirchplatz 15 dienstags von 16 bis 19 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr und neuerdings auch mittwochs von 10 bis 12 Uhr. In Wehringhausen, Lange Straße 70a, ist ein weiterer Warenkorb-Laden dienstags von 15 bis 18 Uhr und freitags von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet. Unter den ehrenamtlichen Kräften, die dieses Angebot ermöglichen, finden sich heute auch Menschen, die selbst im Warenkorb einkaufen. „Wir sind dankbar für diese Hilfe, und die Mitarbeiter gehen einer sinnvollen Aufgabe nach, die hilft, den Tag zu strukturieren“, so Tatjana Flatt.
Die Fachbereichsleiterin hält es nicht für erstrebenswert, weitere Tafelläden in Hagen zu eröffnen, denn: „Eigentlich müssten die Ursachen bekämpft werden, damit jeder genug Geld zum Leben hat.“ Das sehen zwar auch die Mitglieder der Ratsgruppe „BfHo/Piraten“ grundsätzlich so, wollen sich aber nicht mit Appellen an die Bundespolitik begnügen. „Es ist leider kaum davon auszugehen, dass die Sätze zur Grundsicherung signifikant erhöht werden“, so Kiszkenow und Schmidt, die den Warenkorb-Mitarbeitern großen Respekt zollen: „Als Kommunalpolitiker sind wir gefordert, vor Ort an Lösungen zu arbeiten, denn in Hagen ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten in Sachen Tafeln besonders groß.“
Sie wollen daher zunächst Aktionen nach dem Motto „Kauf ein Teil mehr“ starten, bei denen vor den Lebensmittelmärkten um Spenden geworben wird. Auch ruft die Ratsgruppe dazu auf, mit finanziellen Mitteln zur Versorgung einkommensschwacher Menschen in Hagen beizutragen. Einzahlen kann man auf folgendes Konto: Caritasverband Hagen e.V., Stichwort „Warenkorb“, BLZ 472 603 07, Kontonummer 10 690 501 bei der Bank für Kirche und Caritas eG Paderborn.