Theater-Theater – ein Kommentar der Ratsgruppe

Kaum hat die fast schon sichere Theater-Intendatin Dominique Caron ihre Bewerbung zurückgezogen, überschlagen sich die hauptamtlichen Bedauerer. Eine Kampagne sei gefahren worden, mit der dem Ansehen des Theaters bewusst Schaden zugefügt worden sei, meint zum Beispiel der Oberbürgermeister. Böse Menschen wollen böse Dinge. Kann ja gar nicht anders sein, denn sonst wäre das ja alles kein Problem gewesen, oder?

Schauen wir doch nochmal hin.

Nach endlosem Gehampel mit Verschleppungscharakter, bei dem Menschen, die weder fähig noch willens waren, die Vorgaben der Ratsbeschlüsse zu Einsparungen umzusetzen, und damit von vornherein hätten rausfallen müssen, durch das ganze Bewerbungsverfahren genudelt wurden, während man auf der anderen Seite durchaus interessante Bewerbungen unter den Tisch fallen ließ, präsentierte man eine Kandidatin, von der Teile des Theater-Aufsichtrates irgendwie meinten, sie könne das irgendwie übernehmen. Und zwar nebenbei. Quasi in Teilzeit.

Dabei blieben dann auch einige Fragen vorerst ungeklärt. Zum Beispiel die Gehaltsfrage. Oder auch die Fragen, die behauptete Unstimmigkeiten im Lebenslauf nun mal zwangsläufig aufwerfen, unabhängig davon, ob diese Vorwürfe berechtigt sind oder nicht. Oder die Frage, was die Theaterbelegschaft denn eigentlich von der Dame hält, die sie da vorgesetzt bekommen soll. Kann man ja sicher alles auch irgendwie später klären.

Nur wann und wo? Der Ausschuss für Kultur und Weiterbildung als vorberatendes Gremium in kulturpolitischen Fragen war aus dieser Angelegenheit weitestgehend ausgeklammert. Hat man ernsthaft erwartet, solche Dinge in der entscheidenden Ratssitzung regeln zu können oder dass die Ratsleute einfach nicht merken, welche Informationsdefizite es in dieser Angelegenheit gibt, oder diese einfach ignorieren?

Auch wenn nachvollziehbar ist, wie der Eindruck einer gezielten Kampagne entsteht, und auch wenn so mancher Vorwurf diesbezüglich seine Berechtigung haben mag: bei derartigem Vorgehen braucht es eine solche Kampagne nicht wirklich, damit die Sache mit voller Wucht vor der nächstgelegenen Wand landet. Tatsächlich ist es vielmehr Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker, die hinter allem und nicht zuletzt auch hinter solcher Art Verhalten ein gezieltes Zugrunderichten des Theaters wittern.

Verschwörungen also wohin man blickt. Was soll man da bloß tun?

Vielleicht reicht es ja aber schon, wenn nicht Prinz Karneval die Zügel in der Hand hat, sondern Menschen, die verstehen, wie man ein Bewerbungsverfahren korrekt durchführt.

Hach, die Welt könnte so einfach sein.

Text: Christian Specht | Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Foto: Wikimedia commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Hinweis: Kommentare können, müssen aber nicht zwingend die Sichtweise der Piratenpartei Hagen wiedergeben.

Auch als dritte Kraft sind Islands Piraten die Gewinner der Wahl

Was ist eigentlich aus den Wahlen in Island geworden? Obwohl die Piratenpartei Island (PPIs) schließlich nur die drittstärkste Kraft bei den Parlamentswahlen wurde, gewann sie weltweit deutlich mehr Publicity als jede andere Partei. Die isländischen Piraten sind die größten Gewinner der Wahlen, und könnten Teil der nächsten Regierung werden.

In nur dreieinhalb Jahren seit dem Einzug in das isländische Parlament haben die Piraten dort ihren Anteil an Stimmen von 5,1% auf 14,98% erhöht. Die Piraten haben jetzt 10 Abgeordnete, sieben mehr als 2013 und sind mit Menschen aus allen Regionen des Landes vertreten. Die Piratenpartei Island ist damit die einzige Piratenpartei, die Repräsentanten in einem nationalen Parlament hat, und unter bestimmten Umständen könnten sie sich sogar an der nächsten Regierung beteiligen.

Neben dem großen Wahlerfolg können sich Islands Piraten die Mobilisierung der weltweiten Piratenbewegung auf die Fahne schreiben. Viele Mitglieder der Piratenparteien aus aller Welt unterstützten die Schwesterpartei vor Ort oder zeigten sich in anderer Weise solidarisch. Ein paar Tage vor dem Wahltermin reisten noch mehr Piraten nach Island, um bei diesem historischen Moment persönlich dabei zu sein. Am Wahltag und besonders während der Nacht wurden dann viele Wahlparties auf der ganzen Welt organisiert, um die Ergebnisse zu beobachten. Piraten in Helsinki, Stockholm, Amsterdam, Delft, Düsseldorf, Berlin, London, Kanada und Luxemburg feierten den Wahlerfolg auf der Insel.

Im Rahmen der Berichterstattung über die Wahlen in Island gab es sehr viele Berichte über die Piraten in den internationalen Medien, obwohl eine ganz andere Partei die Umfragen anführte. Auf langer Sicht wird man sich wohl gut an die Piraten erinnern. Bei scoop.it kann man einen Blick auf die weltweite Berichterstattung werfen. In der Pirate Times erfährt man mehr über die 10 Abgeordneten der Piratenpartei im isländischen Parlament.

Dieser Text wurde aus der Pirate Times übersetzt und steht dort unter einer CC BY 2.0-Lizenz zur Verfügung. Das Foto stammt aus dem Facebook-Account der Piratenpartei Island.

Wunderheiler im Kultopia – eine kritische Anfrage

Vor einiger Zeit flatterte den Piraten der Werbeflyer für mehrere Veranstaltungen im städtischen Jugend- und Kulturzentrum Kultopia ins Haus, der uns doch arg wundern ließ. Die Ratsgruppe BfHo/PIRATEN HAGEN nimmt dies zum Anlass für eine kritische Anfrage im Ausschuss für Kultur und Weiterbildung.

Bei besagten Veranstaltungen handelt es sich um halbtägige Filmvorführungen des Bruno-Gröning-Freundeskreises. Dieser besteht, wie der Name nahelegt, aus Anhängern eines Menschen namens Bruno Gröning. Um unsere Irritation nachzuvollziehen, muss man natürlich wissen, wer das ist oder war.

Bruno Gröning

Bruno Gröning nur einen Wunderheiler, Quacksalber und Scharlatan zu nennen wäre korrekt, aber griffe ein wenig zu kurz. Als solcher tourte er in den fünfziger Jahren durch Deutschland und sorgte für einiges Aufsehen. Er verbreitete dabei die Botschaft, jede Krankheit sei heilbar. Dazu müsse man sich nur dafür öffnen, einen göttlichen Heilstrom zu empfangen, den natürlich nur er als direkter Mittler zwischen Gott und den Menschen übertragen könne. Für den Fall, dass das allein nicht ausreicht und weil Menschen gerne Handfestes haben, wurden auf seinen Veranstaltungen auch sogenannte Gröningkugeln unters Volk gebracht. Diese Stanniolkugeln enthielten unter anderem Haare, Fußnägel, Blut oder Ejakulat des Herrn Gröning.

Derartiges Treiben blieb auch im Nachkriegsdeutschland von Ordnungsbehörden nicht unbemerkt, für die es Herr Gröning denn doch zu bunt trieb, so dass er mehrfach wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz verurteilt und mit Auftrittsverboten belegt wurde. Diese wusste er jedoch zu umgehen, nicht zuletzt unter Berufung auf die Religionsfreiheit.

Zum Verhängnis wurden seine hanebüchenen Heilsversprechen nicht nur, aber vor allem einem tuberkulosekranken Mädchen. Das Münchener Landgericht sah es als erwiesen an, dass Gröning die medizinische Behandlung des Mädchens in einem Maße störte, das zu ihrem Tod führte. So wurde er auch wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.

Zum Abschluss eines von Grönings Seite eingelegten Revisionsverfahrens kam es nicht mehr, denn sich selbst konnte Gröning genauso wenig helfen wie irgendwem sonst. Nicht nur hatte er lange Zeit eine defekte Schilddrüse mit dem dazu passenden Kropf (den er kurzerhand zu einer durch seine immense göttliche Heilkraft verursachten Schwellung umdeutete), sondern auch unheilbaren fortgeschrittenen Magenkrebs, der ihn letztlich dahinraffte.

Der Freundeskreis

Anders sehen das natürlich seine Anhänger, die schon zu seinen Lebzeiten begonnen haben, sich zu organisieren. Herr Gröning ist natürlich nicht verstorben, sondern “Heim gegangen”.
Er ist jetzt einfach nur noch näher bei Gott. Und noch immer wacht er aus dem Jenseits und sendet seine Heilkraft. Man muss nur stark genug an ihn glauben.

Das tun die Gröning-Freunde ausgiebig und sind ebenso eifrig bemüht, auch andere Menschen dafür zu gewinnen. So ausgiebig, dass sie von verschiedenen Sektenstellen beobachtet, kritisch bewertet und teilweise auch als Sekte bezeichnet werden.

Das Problem mit den Kultopia-Veranstaltungen

Die im Kultopia gezeigten, mehrteiligen “Dokumentarfilme” (“Das Phänomen Bruno Gröning”, 285 Minuten; “Das Phänomen der Heilung”, 292 Minuten) sind Teil einer recht umfangreichen Vermarktungsmaschinerie, die Freundeskreis-Gründerin Grete Häusler betrieb und die nach ihrem Tod von ihrem Sohn übernommen wurde. Die Grete-Häusler GmbH produziert Bücher, Filme, Kalender, Musik und Zeitschriften rund um Bruno Gröning.

Der Freundeskreis, eine esoterischer Verein mit ausgeprägtem Personenkult und sektenartigen Strukturen, der auch mit eigenen Jugendgemeinschaften gezielt unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen um Mitglieder wirbt, führt nun diese Werbefilme im Rahmen halbtägiger Veranstaltungen auf. Öffentlich und mit freiem Eintritt. In einem städtischen Jugendzentrum.

Nochmal kurz, klar und eindeutig: Eine Sekte wirbt in einem Jugendzentrum für sich.

Nicht nur wir sehen das problematisch. Von verschiedenen Seiten, auch aus den Reihen der Fraktionen, haben wir Zuspruch für unsere kritische Anfrage bekommen und auch die Presse (Westfalenpost, Wochenkurier) hat sich des Themas angenommen. Einziger Kritikpunkt war bisher die Wahl des Ausschusses. Der Sozialausschuss oder der Jugendhilfeausschuss erschienen passender. Vor dieser Wahl standen wir jedoch nicht, da wir im Jugendhilfeausschuss keinen Vertreter haben und der Sozialausschuss schlicht ausfiel.

Was bisher noch aussteht, ist eine offizielle Stellungnahme der Verwaltung. Üblicherweise erfolgt die Beantwortung von Anfragen kurz vor oder in den entsprechenden Sitzungen. Wir warten gespannt und werden dann sehen, was wir mit den Antworten anfangen. Sollten wir noch Nachbesserungsbedarf bei den Richtlinien für städtische Einrichtungen oder bei den Nutzungsordnungen einzelner Einrichtungen sehen, um derart unglückliche Konstellationen zukünftig zu vermeiden, werden wir das dann in Zusammenarbeit mit den Fraktionen angehen.

Skandalös ist allerdings schon jetzt, dass die Veranstaltungen nach ihrer Enttarnung durch unsere Ratsgruppe von der Stadt Hagen nicht abgesagt wurden. Man habe ja Verträge mit den Jüngern des Stanniol-Gurus…

Links
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Gröning
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno-Gröning-Freundeskreis
https://www.psiram.com/ge/index.php/Bruno_Gröning
https://www.psiram.com/ge/index.php/Bruno_Gröning-Freundeskreis
http://www.ezw-berlin.de/html/3_169.php
http://www.agpf.de/Groening.htm

Text: BfHo/PIRATEN HAGEN | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Sie erreichen die Ratsgruppe unter der Nummer 02331 207-4336 oder per E-Mail unter info@bfhopiraten.de. Das Büro der Ratsgruppe in den Räumen C.320 und C.321 ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr, sowie freitags von 9 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet. Besuche bitte nur mit vorheriger Anmeldung.
Eigene Anfragen an die Stadt können gerne an die Ratsgruppe verschickt werden. Sie werden geprüft und nach positiver Einschätzung als Bürgeranträge übernommen.

Sitzung der Ratsgruppe am 7. November

gruppenlogo_kleinDie Ratsgruppe BfHo/PIRATEN trifft sich am kommenden Montag mit allen Bürgerinnen und Bürgern aus den Ausschüssen zur öffentlichen Gruppensitzung. Dabei wird es Berichte aus den einzelnen Gremien der Stadt geben, außerdem wird die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung besprochen werden. Da die Gruppensitzungen grundsätzlich öffentlich sind, sind alle Menschen aus Hagen herzlich eingeladen daran teilzunehmen und ihr Thema einzubringen. Politik für Hagen kann am besten mit Menschen aus der Stadt gestaltet werden.

Gruppensitzung 07.11. 2016
Wann: 18:30 Uhr
Wo: Raum B.346
Rathausstraße 11, 58095 Hagen

Sie erreichen die Ratsgruppe unter der Nummer 02331 207-4336 oder per E-Mail unter info@bfhopiraten.de. Das Büro der Ratsgruppe in den Räumen C.320 und C.321 ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr, sowie freitags von 9 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet. Besuche bitte nur mit vorheriger Anmeldung.
Eigene Anfragen an die Stadt können gerne an die Ratsgruppe verschickt werden. Sie werden geprüft und nach positiver Einschätzung als Bürgeranträge übernommen.